domingo, 1 de dezembro de 2013

Die Abkehr von irdischen Gütern

14. Ich komme, meine Brüder, meine Freunde, um euch mein Opfer zu bringen, um euch mit Mut auf dem von euch bereits betretenen Weg der Vervollkommnung fortschreiten zu helfen. Wir sind uns gegenseitig verpflichtet. Der Erneuerungsprozess ist nur durch eine ehrliche und brüderliche Vereinigung zwischen Geistern und Inkarnierten möglich.

Eure Vorliebe zu den materiellen Gütern ist eine der stärksten Hindernisse für eure moralische und spirituelle Entwicklung. Durch diese Anhänglichkeit am Besitz unterdrückt ihr eure Fähigkeiten zu lieben, indem ihr sie ganz auf die materiellen Dinge richtet. Seid ehrlich: Gibt der Reichtum ein vollkommenes Glück? Obwohl eure Kassenschränke voll sind, gibt es nicht trotzdem eine Leere in eueren Herzen? Ist nicht am Boden dieser Blumenkörbe immer eine Schlange versteckt? Ich verstehe, dass die Menschen, die durch fleißige und ehrliche Arbeit Reichtum erlangen, eine Genugtuung erfahren, die zudem gerecht ist. Von dieser sehr natürlichen Befriedigung, die Gott auch anerkennt, bis zu einer Anhänglichkeit, die alle anderen Gefühle verschlingt und die Impulse des Herzens lähmt, liegt jedoch eine große Entfernung: Eine Entfernung, die so groß ist wie die zwischen der übertriebenen Verschwendung und dem verkommenen Geiz. Diese sind zwei schlechte Angewohnheiten, zwischen denen Gott die Nächstenliebe gestellt hat. Sie ist göttlich und eine heilsame Tugend, die den Reichen lehrt zu geben, ohne zu prahlen, damit der Arme ohne Erniedrigung etwas entgegennimmt.

Wenn der Reichtum von eueren Familien stammt, oder wenn ihr ihn euch durch eure Arbeit verdient habt, dann gibt es etwas, das ihr nie vergessen sollt: Alles kommt von Gott und kehrt wieder zu Ihm zurück. Nichts gehört euch auf dieser Erde, nicht einmal euer armer Körper. Der Tod trennt euch von ihm wie von allen materiellen Gütern. Ihr seid Verwalter und nicht Besitzer. Lasst euch dadurch nicht täuschen. Gott borgt es euch, ihr sollt es Ihm zurückgeben. Er borgt es euch unter der Bedingung, dass ihr mindestens den Überschuss zum Wohl derjenigen verwendet, die Not leiden.

Einer euerer Freunde borgt euch eine gewisse Summe Geld. Auch wenn ihr wenig Ehrlichkeit besitzt, werdet ihr viele moralische Bedenken haben, es ihm nicht zurückzugeben und ihr seid ihm dafür dankbar. Hier habt ihr dann die Lage aller reichen Menschen auf der Erde. Gott ist ein himmlischer Freund, der einem den Reichtum geborgt hat und von ihm für sich nichts Weiteres erbittet, als die Liebe und die Dankbarkeit. Er verlangt aber auch von diesem Reichen, dass er etwas den Armen gebe, denn sie sind genauso wie er Gottes Kinder.

Die euch von Gott anvertrauten Güter erregen in eueren Herzen eine feurige und wahnsinnige Gier. Habt ihr darüber nachgedacht, wenn ihr von dem vergänglichen und vorübergehenden Reichtum – der, wie ihr übrigens selbst auch, flüchtig ist‐ übermäßig abhängig werdet, dass ihr euch eines Tages dem Herrn gegenüber für das, was ihr von Ihm erhalten habt, verantworten müsst? Ist euch entgangen, dass ihr durch den Reichtum die göttliche Rolle eines Vertreters der Nächstenliebe auf der Erde annehmen sollt, um ihn vernünftig zu verwalten? Was seid ihr also anderes als ein unehrlicher Verwalter, wenn ihr das, was euch anvertraut worden ist, nur zu euerer Befriedigung nutzt? Was resultiert aus diesem bereitwilligen Vergessen euerer Pflichten? Der unbeugsame und unerbittliche Tod wird kommen, um den Schleier zu zerreißen, unter dem ihr euch versteckt. Er zwingt euch, die Rechnung dem Freund, der euch vertraut hat, zu präsentieren und der in diesem Moment im Amt des Richters vor eueren Augen erscheinen wird.

Vergebens versucht ihr euch in diesem irdischen Leben selbst zu betrügen. Ihr färbt das mit dem Namen der Tugend, was oftmals nur Egoismus ist. Umsonst nennt ihr es Sparsamkeit und Vorsorge, was nur Gier und Geiz ist. Oder ihr nennt das Güte, was nichts anderes ist, als Verschwendung zu eueren Gunsten. Wie ein Familienvater, zum Beispiel, der sich der Ausübung der Nächstenliebe vorbehält, um – so sagt er – zu sparen, Gold auf Gold zu häufen, damit er seinen Kindern das Maximum an Gütern hinterlässt, weil er so sie vor dem Elendsleben bewahren könne. Das ist gerecht und väterlich, ich stimme zu, niemand kann ihn tadeln. Wird das aber immer die einzige Motivation sein, die ihn antreibt? Ist es nicht oft eine Entschuldigung für sein Gewissen, um sich vor sich und den Augen der Menschheit dafür zu rechtfertigen, dass er an die irdischen Güter gebunden ist? Nehmen wir trotzdem an, dass die väterliche Liebe seine einzige Motivation ist. Wäre dies dennoch ein Grund, um seine Geschwister im Sinne Gottes zu vergessen? Wenn er selbst schon im Überfluss lebt, werden seine Kinder im Elend leben, nur, weil er ihnen etwas weniger von diesem Überfluss hinterlässt? Gibt er ihnen damit nicht eher eine Lektion des Egoismus, die ihre Herzen verhärten wird? Bedeutet es nicht, den Keim der Nächstenliebe in ihnen zu ersticken? Väter und Mütter, ihr seid in einem großen Irrtum, wenn ihr glaubt, damit die Liebe euerer Kinder zu euch zu vergrößern. Indem ihr ihnen beibringt, egoistisch gegenüber anderen zu sein, lehrt ihr sie, gegenüber euch selbst egoistisch zu sein.

Wenn ein Mensch viel gearbeitet und im Schweiße seines Angesichtes Güter gesammelt hat, pflegt man zu sagen, dass er den Wert des Geldes, das er sich selbst verdient hat, mehr zu schätzen weiß. Nichts ist wahrer. Nun, sobald dieser Mensch, der zugegeben hat, den hohen Wert dieses selbst erwirtschafteten Geldes zu kennen, Nächstenliebe nach seinen Möglichkeiten ausübt, wird sein Verdienst größer sein als jener der anderen, die im Überschuss geboren sind und die mühsamen Anstrengungen der Arbeit nicht kennen. Wenn sich aber dieser Mann, der sich zwar an seinen Kummer, an seine Anstrengungen erinnert, in einen Egoisten verwandelt und hart gegenüber den Armen ist, wird er noch viel schuldiger als die anderen sein. Denn je mehr wir selbst die verborgenen Schmerzen des Elends kennen, desto mehr sollten wir uns geneigt fühlen, unsererseits die Schmerzen anderer zu lindern.

Unglücklicherweise begleitet den begüterten Mann immer noch ein anderes Gefühl, das genauso stark ist wie die Anhänglichkeit am Reichtum: der Stolz. Nicht selten ist zu sehen, dass der Neureiche den Unglücklichen, der ihn um Hilfe bittet, mit den Geschichten von seiner Arbeit und von seinen Fähigkeiten verwirrt und statt ihm zu helfen, sagt er am Ende: „Tu, wie ich es getan habe!“ Seiner Meinung nach hat die Güte Gottes keinen Einfluss auf seinen Reichtum, nur ihm allein steht der ganze Verdienst zu und sein Stolz verbindet ihm die Augen und steckt ihm Watte in die Ohren. Trotz all seiner Intelligenz und all seinem Können, versteht er nicht, dass Gott seinen Reichtum durch ein einziges Wort in das Gegenteil verkehren kann. 

Den Reichtum zu verschwenden heißt nicht, sich von den irdischen Gütern zu lösen, es bedeutet Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit. Der Mensch als Verwalter der Güter, die er besitzt, hat nicht das Recht, sie zu vergeuden oder zu seinen Gunsten zu beschlagnahmen. Die Verschwendung ist auch keine Güte, sondern fast immer eine Art Egoismus. Wer das Gold mit vollen Händen verschwendet, um seine Phantasien zu befriedigen, würde vielleicht keinen Pfennig geben, um Hilfe zu leisten. Die Abkehr von den irdischen Gütern heißt deswegen den Reichtum in seinem wahren Wert zu betrachten und sich dessen zu bedienen, um anderen zu helfen und nicht nur sich selbst; sich nicht für ihn zu opfern im Interesse des zukünftigen Lebens; ihn zu verlieren, ohne sich zu beklagen, wenn Gott es für richtig hält, ihn einem zu entziehen. Wenn ihr durch ein unvorhergesehenes Missgeschick zu einem zweiten Hiob werdet; sagt wie er: „Der Herr hatʹs gegeben, der Herr hatʹs genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“ Das ist die wahre Abkehr. Seid von Anfang an diesem Schicksal ergeben, vertraut darauf, dass derjenige, der euch gegeben und weggenommen hat, euch ebenso wieder geben kann! Versucht der Niedergeschlagenheit und der Verzweiflung zu widerstehen, die eure Kräfte lähmt! Vergesst nie, dass, wenn Gott euch vor eine harte Prüfung stellt, Er immer einen Trost beilegt. Denkt aber daran, dass es viele andere Güter gibt, die unendlich wertvoller sind als die irdischen Güter; dieser Gedanke wird euch helfen, sie loszulassen. Umso weniger Wert wir einer Sache beimessen, desto weniger leiden wir darunter, sie zu verlieren. Der Mensch, der sich an die irdischen Güter hängt, ist wie ein Kind, das nur den jetzigen Augenblick sieht; derjenige, der sie loslässt, ist wie ein Erwachsener, der andere Dinge als wichtiger betrachtet, weil er die prophetischen Worte des Erlösers kennt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“

Gott befiehlt niemandem, auf seinen Besitz zu verzichten, um freiwillig Bettler und damit eine Last für die Gesellschaft zu werden. So zu handeln hieße, die Abkehr von den irdischen Gütern misszuverstehen. Es ist ein Egoismus anderer Art, denn das wäre gleich bedeutend mit einer Flucht vor der Verantwortung, mit welcher der Reichtum denjenigen belastet, der ihn besitzt. Wenn Gott es für richtig hält, gibt Er den Reichtum demjenigen, der diesen zum Vorteil aller gut zu verwalten versteht. Der Reiche hat also eine Mission, die schön und wertvoll für ihn werden kann. Den Reichtum zu verweigern, wenn Gott ihn einem gegeben hat, bedeutet auf die Wohltaten zu verzichten, die man damit bewirken könnte, würde man ihn mit Weisheit verwalten. Wir müssen lernen, ohne ihn auszukommen. Wenn wir ihn dennoch besitzen, so sollen wir ihn nützlich gebrauchen. Wenn wir ihn bekommen haben, müssen wir lernen, ihn zu opfern, wenn es notwendig wird. Das bedeutet, nach dem Willen Gottes zu handeln. Wer etwas bekommen hat, das auf der Erde als ein großer Reichtum gilt, soll zu sich selbst sagen: Mein Gott, Du gibst mir eine neue Aufgabe, gib mir auch die Kraft, diese nach Deinem Willen zu erfüllen! 

Hier habt ihr das, meine Freunde, was ich euch in Bezug auf die Abkehr von den irdischen Gütern lehren wollte. Ich möchte schließlich zusammenfassen: Lernt mit wenig zufrieden zu sein; wenn ihr arm seid, beneidet nicht die Reichen, weil der Reichtum für das Glück nicht notwendig ist; wenn ihr reich seid, vergesst nicht, dass diese Güter euch anvertraut worden sind; ihr werdet Rechenschaft abgeben müssen, wie ihr sie benutzt habt, wie bei einer Prüfung einer Vormundschaft. Seid keine untreuen Verwalter, indem ihr den Reichtum zu euerer Befriedigung, für eueren Stolz und eure Sinnlichkeit benutzt. Betrachtet es nicht als euer Recht, ihn einzig und allein für euch zu nutzen, ihr habt ihn nicht als Gabe, sondern als Leihgabe bekommen. Wenn ihr nicht gelernt habt zurückzugeben, habt ihr nicht das Recht zu bitten. Denkt daran, den Armen zu geben bedeutet, die Schuld, die wir Gott gegenüber haben, einzulösen. 

- Lacordaire (Geist).
Constantine, 1863.


Auszug aus dem Kapitel XVI - Man kann nicht Gott und dem Mammon dienen - aus dem Buch „Das Evangelium im Lichte des Spiritismus“ - Allan Kardec.

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