segunda-feira, 9 de dezembro de 2013

Die Tugend

8. Die Tugend, in ihrem höchsten Grade, versammelt inhaltlich alle wesentlichen Eigenschaften eines gütigen Menschen. Diese Eigenschaften sind: gut sein, den Nächsten lieben, arbeitsam, genügsam und bescheiden sein. Unglücklicherweise sind diese Eigenschaften oft von kleinen moralischen Belastungen begleitet, die ihren Schmuck abnehmen und sie schwächen. Wer sich mit seiner Tugend brüstet, ist nicht tugendhaft. Denn es fehlt ihm an der wichtigsten Eigenschaft, der Bescheidenheit und es überwiegt bei ihm die gegenteilige schlechte Angewohnheit, der Stolz. Die Tugend, welche in Wirklichkeit diesen Namen verdient, mag nicht prahlen. Möchten wir sie entdecken, so versteckt sie sich hinter dem Schatten, entflieht der Bewunderung der Masse. Der heilige Vinzenz war tugendhaft. Der würdige Pfarrer von Ars war tugendhaft. Und so gab es viele andere, weniger bekannt in der Öffentlichkeit, aber umso mehr vor Gott. Alle diese guten Menschen waren sich dessen nicht bewusst, dass sie tugendhaft waren. Sie haben sich treiben lassen durch die Einflüsse ihrer göttlichen Inspiration und taten Gutes ohne Eigennutz und in Vergessenheit ihrer selbst.

Zu dieser derart verstandenen und praktizierten Tugend lade ich euch ein, meine Kinder. Sich ihr zu widmen, dieser wahrhaft christlichen und spiritistischen Tugend, dazu möchte ich euch motivieren. Entfernt doch aus eueren Herzen das Gefühl des Stolzes, der Eitelkeit, der Eigenliebe, welche die schönsten Eigenschaften immer verdunkeln. Folgt nicht dem Menschen, der sich als Vorbild präsentiert und mit seinen eigenen Eigenschaften vor allen toleranten Ohren prahlt! Diese Tugend, die sich zur Schau stellt, verdeckt oft eine zahllose Menge von kleinen Verdorbenheiten und gehässigen Mutlosigkeiten.

Der Mensch, welcher nun von sich selbst prahlt und sich ein Standbild seiner eigenen Tugend baut, vernichtet gerade dadurch all die Verdienste, die er wirklich hätte haben können. Und was soll man von demjenigen sagen, dessen Wert sich darauf beschränkt, etwas vorzugeben, was er nicht ist? Ich gestehe sehr wohl, dass derjenige, der etwas Gutes tut, im Innern seines Herzens eine Befriedigung spürt. Aber von dem Moment an, indem dieses Gefühl sich offenbart, um Lob hervorzurufen, degeneriert es sich in Selbstliebe.

O ihr alle, die der spiritistische Glaube mit seinen Lichtstrahlen erwärmt hat! Ihr wisst, wie weit sich der Mensch von der Vollkommenheit entfernt befindet. Fallt niemals in solche Tücken! Die Tugend ist eine Begnadigung, die ich allen ehrlichen Spiritisten wünsche. Und dennoch würde ich sagen: „Es ist besser, weniger Tugend in Bescheidenheit zu haben, als viel Tugend mit Stolz.“ Der Stolz ist folglich der Grund, durch den die Zivilisationen sich nach und nach zu Grunde gerichtet haben. Durch die Demut sollen sie sich eines Tages erlösen. 

- François‐Nicolas‐Madeleine (Geist).
Paris, 1863.


Auszug aus dem Kapitel XVII - Seid vollkommen - aus dem Buch „Das Evangelium im Lichte des Spiritismus“ - Allan Kardec. 

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