domingo, 12 de janeiro de 2014

Vater, Mutter und Kinder verlassen

4. Und wer Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verläßt um meines Namens willen, der wirdʹs hundertfach empfangen und das ewige Leben ererben. (Matthäus XIX, 29).

5. Da sprach Petrus: Siehe, wir haben, was wir hatten, verlassen und sind dir nachgefolgt. Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verläßt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. (Lukas XVIII, 28 ‐ 30).

6. Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, daß ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lukas IX, 61 ‐ 62).

Ohne die Wörter zu diskutieren, sollte man an dieser Stelle versuchen, den Gedanken zu verstehen, der offensichtlich Folgendes bedeutet: „Die Interessen des zukünftigen Lebens stehen über allem menschlichen Interesse und allen Erwägungen der menschlichen Ordnung“, da dieser Gedanke in Übereinstimmung mit der Essenz der Lehre Jesu steht, wohingegen die Idee, die Familie zu verlassen, ihr gegenüber ein Widerspruch wäre. 

Haben wir nicht ohnehin die Anwendung dieser Maximen vor Augen, wenn man sich, entgegen seiner Interessen und seiner Zuneigungen für die Familie, für das Heimatland aufopfert? Verurteilt man einen Sohn, der Vater, Mutter, Brüder, Ehefrau und sogar seine eigenen Kinder verlässt, um sein Land zu verteidigen? Erkennen wir ihm nicht im Gegenteil den Verdienst an, die Behaglichkeit seines Heimes und die Wärme des Freundeskreises zu verlassen, um einer Pflicht nachzugehen? Es gibt demnach Pflichten, die über anderen stehen. Verlangt nicht das Gesetz, dass die Tochter die Eltern zu verlassen hat, um dem Ehemann zu folgen? Die Welt ist voller Fälle, in denen schmerzhafte Trennungen notwendig sind. Aber die Zuneigung wird nicht dadurch gemindert. Die Entfernung vermindert nicht den Respekt oder die Sorge, die man den Eltern gegenüber hat und auch nicht deren Zärtlichkeit gegenüber den Kindern. Man kann deswegen sagen, auch wenn man die Begriffe wörtlich nehmen würde, dass sie mit Ausnahme des Wortes„Hass“, keine Verleumdung des Gebotes, Vater und Mutter zu ehren, als auch des Gebotes der Liebe des Sohnes zum Vater darstellen. Sie sind umso weniger eine Verleumdung, wenn sie in ihrer geistigen Bedeutung betrachtet werden. Die Zweckbestimmung dieser Ausdrücke war, anhand einer Hyperbel zu zeigen, wie zwingend es für einen ist, sich mit seinem zukünftigen Leben zu beschäftigen. Sie waren allerdings für jenes Volk und zu jener Zeit, in der infolge der Lebensumstände die familiären Bindungen schwächer als in einer moralisch weiterentwickelten Zivilisation waren, weniger erschreckend gewesen. Diese Bindungen, unter den primitiven Völkern schwächer, verstärken sich mit der Entwicklung der Sensibilität und des moralischen Empfindens. Die Trennung selbst ist jedoch für den Fortschritt notwendig. Ohne diese würden sowohl die Familien als auch die Rassen aussterben, wenn zwischen diesen keine Zusammenführung stattfinden würde. Das ist ein Naturgesetz, das sowohl der moralischen Entwicklung als auch dem materiellen Fortschritt dient. 

Man sieht die Dinge auf der Erde eben nur aus einer irdischen Sicht. Der Spiritismus verhilft uns zu einer anderen Sicht aus einer erhobenen Perspektive und er zeigt, dass die wahre Zuneigung die des Geistes und nicht die des Körpers ist, dass diese Bindungen weder durch die Trennung, noch durch das Ableben des Körpers zerbrechen und dass sie sich in der Geistigen Welt durch die Reinheit des Geistes noch verstärken. Das ist eine tröstende Wahrheit, aus der man viel Kraft schöpft, die Schicksalsschläge des Lebens zu ertragen.

- Allan Kardec.


Auszug aus dem Kapitel XXIII - Seltsame Moral - aus dem Buch „Das Evangelium im Lichte des Spiritismus“ - Allan Kardec.

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