sexta-feira, 1 de novembro de 2013

Das Mitleid

17. Das Mitleid ist die Tugend, die euch den Engeln am meisten nähert. Es ist der Bruder der Nächstenliebe, die euch zu Gott führt. Ach, lasst euer Herz von dem Elend und dem Leiden eueres Nächsten anrühren! Eure Tränen sind wie Balsam, die ihr auf seine Wunden legt; und wenn ihr durch eure gütige Zuneigung ihm Hoffnung und Ergebenheit geben könnt, welche glücklichen Gefühle werdet ihr erfahren! Und auch wenn dieses Gefühl einen bitteren Geschmack hat, weil es neben dem Unglück geboren wurde, hat es jedoch nicht die Bitterkeit des weltlichen Genusses und es hinterlässt auch nicht die schmerzlichen Enttäuschungen der Leere, die diese weltlichen Genüsse oft hinterlassen. Es beinhaltet im Gegenteil eine durchdringende Sanftheit, welche die Seele mit Freude erfüllt.  

Mitleid mit jemandem haben bedeutet, falls aufrichtig gefühlt, Liebe. Diese Liebe bedeutet Hingabe, die das Vergessen unserer selbst ist. Ein Vergessen, das, wenn zu einer Opferbereitschaft zu Gunsten der Unglücklichen wird, die Tugend aller Tugenden darstellt: Jene Tugend, die der himmlische Messias in seinem ganzen Leben ausgeübt und in seiner derart göttlichen und dergestalt erhabenen Lehre gelehrt hat. 

Wenn diese Lehre in ihrer ursprünglichen Reinheit wieder hergestellt wird und alle Völker sie annehmen, so wird sie Glückseligkeit auf die Erde bringen, indem das Verständnis, der Friede und die Liebe herrschen werden.

Und das förderlichste Gefühl, das euch zum Fortschritt bringen kann, indem es eueren Egoismus und eueren Stolz zähmt und das eure Seele zur Demut, zur Wohltätigkeit und zur Nächstenliebe bewegt, das ist das Mitleid! Solches Gefühl des Mitleides, das euch, angesichts der Leiden euerer Brüder, bis in euer Innerstes berührt, bewegt euch, ihnen zur Hilfe eure mildtätigen Hände auszustrecken und löst Tränen der Betroffenheit bei euch aus. Deswegen verdrängt nie dieses himmlische Gefühl in euerem Herzen! Handelt nicht wie die verhärteten Egoisten, die sich von den Leidenden fern halten, weil der Anblick ihrer Not für einen Augenblick ihre glückliche Existenz stören würde. Hütet euch davor, gleichgültig zu bleiben, wenn ihr stattdessen nützlich sein könnt. Denn die mit dem Preis einer selbst verschuldeten Gleichgültigkeit gekaufte Ruhe wird die Ruhe eines toten Meeres sein, das in seinerTiefe den stinkenden Schmutz, die Fäulnis und die Verdorbenheit verbirgt.

Das Mitleid ist weit entfernt davon, die Unruhe und das Ärgernis zu verursachen, vor denen sich die Egoisten fürchten. Ohne Zweifel erfährt die Seele in Berührung mit dem Unglück des anderen, wenn sie in ihr eigenes Inneres schaut, eine natürliche tiefe Erschütterung, die ihr ganzes Wesen erzittern lässt und sie bitterlich trifft. Hoch ist jedoch die Belohnung, wenn ihr den Mut und die Hoffnung einem unglücklichen Bruder wiedergebt. Denn er fühlt sich von dem freundlichen Händedruck ergriffen und seine Augen, von Tränen überströmt aus Emotion und Dankbarkeit, wenden sich euch liebevoll zu, bevor er dann seinen Blick zum Himmel richtet, um sich bei der Sendung dieses Trostes, dieser Stütze, zu bedanken. Möge auch das Mitleid schwermütig sein, ist sie indes der himmlische Vorreiter der Nächstenliebe. Diese Erste aller Tugenden, deren Bruder das Mitleid ist, das deren Wohltaten vorbereitet und sie edler macht. 

- Michel (Geist).
Bordeaux, 1862.


Auszug aus dem Kapitel XIII - Lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut - aus dem Buch „Das Evangelium im Lichte des Spiritismus“ - Allan Kardec.

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