quarta-feira, 6 de novembro de 2013

Die Ehrfurcht vor seinen Eltern

1. Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter.« (Markus X, 19; Lukas XVIII, 20; Matthäus XIX, 19).

2. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.  [2. Buch Mose (Exodus) XX, 12].

3. Das Gebot: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ ist eine Folge des Gesetzes der Nächstenliebe. Denn wir können nicht den Nächsten lieben ohne unsere Eltern zu lieben. Das Wort „ehre“ impliziert auch ein Pflichtgebot. Es bedeutet eine zusätzliche Verpflichtung seinen Eltern gegenüber: die Ehrfurcht vor ihnen. Gott wollte damit zeigen, dass außer Liebe noch Respekt, Fürsorge, Gehorsam und Nachsichtigkeit eingebracht werden müssen. Das beinhaltet, die Verpflichtung ihnen gegenüber noch gewissenhafter zu erfüllen, als all das, was die Liebe unseren Nächsten gegenüber von uns fordert. Dieses Pflichtbewusstsein sollte selbstverständlich gegenüber denjenigen gelten, welche die Stelle von Vater und Mutter einnehmen, deren Verdienst umso größer ist, je weniger sie ihre Zuwendung nur aus Pflichtgefühl gegeben haben. Von Gott werden alle Verletzungen dieses Gebotes immer sehr konsequent gerichtet.

Vater und Mutter ehren heißt nicht nur, sie zu respektieren, sondern auch in der Not für sie da zu sein, ihnen ein Alter in Ruhe zu ermöglichen, ihnen mit Fürsorge zur Seite zu stehen, wie sie es mit uns in unserer Kindheit getan haben.

Besonders den Eltern, die mittellos sind, sollte man wahrhafte Ehrfurcht entgegenbringen. Ist dieses Gebot von denjenigen erfüllt, die denken, sie tun viel, indem sie das geben, was unbedingt notwendig ist, um die Eltern nicht am Hunger sterben zu lassen, während sie selbst auf nichts verzichten? Indem sie ihnen das schlechteste Zimmer des Hauses geben, um sie nicht auf der Straße sitzen zu lassen, während sie sich selbst die besten Zimmer mit allem Komfort reservieren? Man kann nur froh sein, wenn sie dieses nicht widerwillig tun und die Eltern für den Rest ihres Lebens mit der Last der Hausarbeit dafür bezahlen lassen! Sollen die alternden und schwachen Eltern die Bediensteten ihrer jungen und starken Kinder sein? Hat die Mutter etwas für ihre Milch verlangt, als jene in der Wiege lagen? Hat sie die Nächte gezählt, die sie nicht schlief, als die Kinder krank waren, alles, was sie durchmachte, um sie gut zu versorgen? Nein. Es ist nicht nur das Notwendigste, was Kinder ihren armen Eltern schulden. Sie mögen ihnen auch so viel geben, wie sie ihnen geben können, an kleinen Freuden, an Liebenswürdigkeiten, an zärtlicher Sorge. Das ist nur ein kleiner Anteil von dem, was sie bekommen haben, die Bezahlung einer heiligen Verpflichtung. Nur das ist die wahre von Gott akzeptierte Ehrfurcht der Kinder vor ihren Eltern.

Unglücklich wird dann derjenige sein, der seine Verpflichtung gegenüber anderen vergisst, die in seiner Schwäche für ihn gesorgt haben. Es sind diejenigen, die ihm mit dem materiellen Leben auch das moralische Leben gegeben haben, die oft sehr harte Entbehrungen auf sich genommen haben, um das Wohlergehen der Kinder zu sichern. Wehe dem Undankbaren, denn er wird für die Undankbarkeit und für das Verlassen die Bestrafung erhalten. Seine tiefsten Gefühle werden verletzt werden, manchmal schon in dem gegenwärtigen Leben, aber mit Sicherheit in einer anderen Existenz, in der er das erleiden wird, was die anderen seinetwegen erlitten haben. 

Gewiss gibt es Eltern, die ihre Pflichten vernachlässigen und für die Kinder keine wirklichen Eltern sind. Aber die Bestrafung steht nur Gott zu und nicht den Kindern. Sie können nicht die Eltern deswegen verurteilen. Wer weiß, ob sie solche Eltern nicht verdient haben? Wenn die Nächstenliebe ein Gesetz daraus macht, das Schlechte mit dem Guten zu vergelten, Nachsicht mit der Unvollkommenheit des anderen zu haben, seinesgleichen nicht zu verfluchen, die Beleidigungen zu vergessen und zu vergeben, und sogar den Feind zu lieben, wie viel größer ist dann diese Verpflichtung den Eltern gegenüber! Die Kinder müssen deswegen gegenüber den Eltern dasselbe Gebot beachten, das Jesus bezüglich des Nächsten aussprach und daran erinnerte, dass all das verwerfliche Verhalten den Fremden gegenüber noch verwerflicher gegenüber nahen Verwandten ist. Im ersten Fall mag es nur ein Fehler sein, im zweiten Fall kann es jedoch zu einer Straftat werden, weil hier zu dem Mangel an Nächstenliebe noch die Undankbarkeit gegenüber den Eltern hinzukommt. 

4. Gott sagte: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird. “ Aber warum verheißt Gott das irdische Leben als Belohnung und nicht das himmlische Leben? Die Erklärung findet sich in den Worten: „das dir (...) dein Gott, geben wird“, die in der modernen Fassung der Zehn Gebote abgeschafft wurden, was den Sinn verfälscht. Um diese Worte zu verstehen, müssen wir uns in die Lage und in die Ideen der Hebräer zurückversetzen, in die Zeit, in der sie ausgesprochen wurden. Sie hatten das zukünftige Leben noch nicht verstanden. Ihre Sicht ging nicht über die Grenzen des physischen Lebens hinaus. Demnach mussten sie eher erreichbar sein durch das, was sie sehen würden, als durch das Unsichtbare. Das war der Grund, warum Gott mit ihnen in einer Sprache redete, die sie verstehen konnten und ihnen etwas zeigte, das sie‐ähnlich wie bei Kindern‐glücklich machen konnte. Sie befanden sich damals in der Wüste. Das Land, das ihnen Gottgebenwürde, war das Gelobte Land; das Land, von dem sie träumten. Nichts ersehnten sie mehr und Gott sagte, dass sie dort für lange Zeit leben würden. Das bedeutete, dass, solange sie Seine Gebote befolgen, ihnen dieses Land gehören würde.

Bei der Ankunft Jesu waren ihre Ideen aber schon weiter entwickelt. Die Zeit war gekommen, ihnen eine feinere Kost zu geben. Jesus weihte sie in das spirituelle Leben ein, als er sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Denn dort und nicht auf der Erde werdet ihr für eure guten Taten belohnt. Mit diesen Worten wird das materielle Gelobte Land in eine himmlische Heimat verwandelt. Wenn er sie dann an die Notwendigkeit der Beachtung des Gebotes „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ erinnert, versicherte er nun ihnen nicht mehr die Erde, sondern den Himmel.

- Allan Kardec.


Auszug aus dem Kapitel XIV - Ehre deinen Vater und deine Mutter - aus dem Buch „Das Evangelium im Lichte des Spiritismus“ - Allan Kardec.

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