quarta-feira, 30 de outubro de 2013

„Ich bin arm, ich kann keine Nächstenliebe ausüben.“

15. Meine lieben Freunde, jeden Tag höre ich euch untereinander sagen: „Ich bin arm, ich kann keine Nächstenliebe ausüben.“ Und jeden Tag sehe ich euren Mangel an Nachsicht mit eueren Mitmenschen. Ihr vergebt ihnen nichts und ihr erhebt euch zu extrem strengen Richtern, ohne euch zu fragen, ob ihr es selbst gut fändet, wenn sie das, was mit ihnen geschieht, euch auch antun würden. Ist die Nachsicht nicht auch Nächstenliebe? Ihr, die ihr nicht mehr als durch die Nachsicht diese Nächstenliebe ausüben könnt, tut zumindest das. Übt Nachsicht, aber tut dies mit Erhabenheit. Und in Bezug auf die materielle Nächstenliebe möchte ich euch eine Geschichte aus der anderen Welt erzählen.

Zwei Männer waren gerade gestorben. Gott hatte gesagt: „Solange diese beiden Männer leben, werfet alle ihre guten Taten in einen Sack für jeden, nach ihrem Ableben werden beide Säcke jeweils gewogen.“ Als ihre letzten Augenblicke des Lebens gekommen waren, befahl Gott, die beiden Säcke zu bringen. Einer war voll und ausgedehnt, er hatte großes Volumen und enthielt viele Münzen in sich. Der andere war so klein und dünn, dass man die wenigen Münzen zählen konnte, die er enthielt. „Das ist meiner, sagte der Erste, ich erkenne ihn. Ich war reich und habe viel gegeben.“ Der andere sagt: „Das ist meiner. Ach, ich war immer arm! Ich hatte fast nichts, das ich mit jemandem teilen konnte.“ Und dennoch, welche Überraschung auf der Waage! Der volle Sack wog wenig und der kleine Sack war derart schwer, dass der Teller der Waage weiter herunter fiel als der andere. Gott sagte dann zu dem Reichen: „Du hast viel gegeben, das ist wahr, aber du tatest es zur Zurschaustellung und weil du deinen Namen in allen Tempeln des Stolzes sehen wolltest. Und du gabst, aber hast nichts entbehren müssen. Komm zu meiner linken Seite und sei froh, dass von deinen Almosen etwas anerkannt wird.“ Zu dem Armen sagt Er: „Du hast wenig gegeben, mein Freund, aber jede dieser Münzen, die auf der Waage sind, bedeutete eine Entbehrung für dich. Du hast keine Almosen gespendet, hast aber Nächstenliebe ausgeübt. Und das Wertvollste dabei ist, dass du die Nächstenliebe in natürlicher Weise getan hast, ohne dich zu fragen, ob das dir anerkannt werde oder nicht. Du warst nachsichtig und hast deinen Nächsten nicht verurteilt. Im Gegenteil, du hast Entschuldigungen für all seine Taten gefunden. Komm zu meiner Rechten und empfange deine Belohnung.“

- Ein Schutzgeist.
Lyon, 1861.


Auszug aus dem Kapitel XIII - Lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut - aus dem Buch „Das Evangelium im Lichte des Spiritismus“ - Allan Kardec.

Nenhum comentário:

Postar um comentário