quarta-feira, 4 de setembro de 2013

„JUNG STIRBT, WEN DIE GÖTTER LIEBEN“

Ihr sagt oft, wenn es sich um einen schlechten Menschen handelt, der einer Gefahr entgangen ist: „Jung stirbt, wen die Götter lieben.“ Indem ihr das sagt, habt ihr es getroffen, denn es geschieht in der Tat recht oft, dass Gott einem jungen Geist, der sich noch auf dem Weg des Fortschrittes befindet, eine längere Prüfung auferlegt als einem guten Geist. Diesem wird als Lohn für seine Verdienste die Gnade zuteil, dass seine Prüfung so kurz wie möglich ausfällt. So gesehen sollt ihr nicht denken, ihr begeht Gotteslästerung, wenn ihr diesen Grundsatz aussprecht.

Wenn ein guter Mensch stirbt, dessen Nachbar ein schlechter Mensch ist, dann sagt ihr voreilig: „Mir wäre lieber, wenn dieser gestorben wäre.” Ihr irrt euch gewaltig, denn derjenige, der gegangen ist, hat seine Aufgabe beendet und der andere, der bleibt, hat vielleicht noch gar nicht damit begonnen. Warum möchtet ihr also, dass der Schlechte keine Zeit mehr bekommt, sie zu erledigen und dass der andere noch auf irdischem Boden gefangen bleibt? Was würdet ihr sagen, wenn man einen Gefangenen, der seine Strafe bereits abgebüßt hat, weiter im Gefängnis behielte, während demjenigen Freiheit gegeben würde, der auf sie kein Recht hätte? Wisset daher, dass die wahre Freiheit in der Sprengung der körperlichen Fesseln liegt; solange ihr auf der Erde seid, seid ihr in Gefangenschaft.

Lernt Sachen nicht zu verurteilen, die ihr nicht verstehen könnt und glaubt, dass Gott in allen Angelegenheiten gerecht ist. Was euch als Böses erscheint, ist oft Gutes. Aber eure Fähigkeiten sind so begrenzt, dass die Gesamtheit des großen Ganzen eueren stumpfen Sinnen entgeht! Bemüht euch, mit den Gedanken aus eueren engen Sphären herauszutreten. Und in dem Maße, wie ihr euch erhebt, wird die Bedeutung des materiellen Lebens zusehends schwinden. Dann erscheint es euch nur mehr wie ein Zwischenfall in der unendlichen Dauer euerer spirituellen Existenz, der einzig wahren Existenz.

- Fénelon (Geist). 
Sens, 1861.


Auszug aus dem Kapitel V - Selig sind die Leidtragenden - aus dem Buch „Das Evangelium im Lichte des Spiritismus“ - Allan Kardec.

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