domingo, 8 de setembro de 2013

FREIWILLIGE PRÜFUNGEN

Ihr fragt, ob es erlaubt ist, seine Prüfungen abzumildern? Diese Frage läuft auf folgende Frage hinaus: Ist es jemandem, der ertrinkt, erlaubt sich zu retten? Und demjenigen, der einen Dorn im Finger hat, ihn zu entfernen? Demjenigen, der krank ist, einen Arzt zu rufen? 

Ziel der Prüfungen ist es, Intelligenz sowie Geduld und Schicksalsergebenheit zu entwickeln. Ein Mensch kann gerade deshalb in einer sehr schwierigen Situation zur Welt kommen, umso gezwungenermaßen einen Weg zu suchen, die Schwierigkeiten zu besiegen. Der Verdienst besteht darin, die Folgen des unvermeidlichen Problems ohne Klage zu ertragen; den Kampf durchzustehen; nicht zu verzweifeln, wenn etwas nicht gelingt und sich jedoch auch nicht hängen zu lassen. Denn das wäre Trägheit und keine Tugend. 

Diese Frage führt uns selbstverständlich zu einer anderen. Jesus sagte: „Selig sind, die da Leid tragen.“ Ist es daher lobenswert das Leid zu suchen, indem man sich durch freiwilliges Leiden seine Prüfungen erschwert? Darauf antworte ich sehr klar: Ja, wenn Leiden und Verzicht das Wohl des Nächsten zum Ziel haben. Das ist ein großer Verdienst. Denn das ist Nächstenliebe durch Aufopferung. Nein, wenn man es nur, um seiner selbst willen tut, denn das ist Egoismus durch Fanatismus.

Man muss hier einen großen Unterschied machen. Was euch persönlich betrifft, seid zufrieden mit den Prüfungen, die Gott euch sendet und bürdet euch nicht mehr auf, als ihr ohnehin schon tragen müsst. Nehmt sie mit Vertrauen an, ohne zu klagen. Das ist alles, was Gott von euch verlangt. Schwächt eueren Körper nicht durch unnötige Entbehrungen und zwecklose Kasteiungen. Denn ihr benötigt all euere Kräfte, um eure Aufgaben auf der Erde zu vollenden. Den eigenen Körper freiwillig zu quälen bedeutet gegen das Gesetz Gottes zu verstoßen, Der euch Mittel gibt, ihn aufrecht zu halten und zu stärken. Den Körper unnötig zu schwächen ist wahrer Selbstmord. Gebraucht, aber missbraucht nicht: So lautet das Gesetz. Der Missbrauch der besten Sachen zieht eine Bestrafung durch unvermeidbare Konsequenzen nach sich.

Anderes verhält es sich mit dem Leid, das man sich auferlegt, um seinem Nächsten zu helfen; wenn ihr Kälte und Hunger ertragt, um einen bedürftigen Menschen zu wärmen und zu ernähren und somit euerem Körper Leid zufügt: Ein solches Opfer wird von Gott gesegnet. Ihr, die ihr eure wohl riechenden Wohnungen verlasst, um einem anderen Trost zu bringen, der in einem verwahrlosten Zimmer lebt; ihr, die ihr eure zarten Hände schmutzig macht, um Wunden zu versorgen; ihr, die ihr den Schlaf einbüßt, um am Bett eines Kranken zu wachen, der auch euer Bruder in Gott ist; ihr alle, die ihr eure Gesundheit in den Dienst guter Taten stellt; hier leistet ihr Abbüßung, wahre Abbüßung voller Segen, weil das Glück der Welt eure Herzen nicht ausgetrocknet hat. Ihr habt euch nicht inmitten der aufregenden Vergnügungen des Wohlstandes zur Ruhe gesetzt, sondern wurdet zu tröstenden Engeln für die Bettelarmen.

Aber ihr, die ihr euch aus der Welt zurückzieht, um Verführungen zu entgehen und in Einsamkeit zu leben, worin besteht euer Nutzen auf dieser Erde? Wo ist euer Mut zu Prüfungen, da ihr vor dem Kampf flieht und davonlauft? Wenn ihr euch der Abbüßung unterziehen wollt, so tut dies an der Seele und nicht am Körper; kasteit eueren Geist und nicht euer Fleisch. Geißelt eure Selbstliebe, nehmt Erniedrigungen auf euch ohne zu klagen, bekämpft eure Selbstgefälligkeit und stemmt euch gegen die Schmerzen der Beleidigungen und Verleumdungen, die stechender sind als körperliche Schmerzen. Das ist die wahre Abbüßung, deren Wunden euch angerechnet werden, weil sie euch Mut und Gottgehorsam bescheinigen.

- Ein Schutzgeist.
Paris, 1863.


Auszug aus dem Kapitel V - Selig sind die Leidtragenden - aus dem Buch „Das Evangelium im Lichte des Spiritismus“ - Allan Kardec.

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